Konzept

Inhalt

1. Die Waldorf – Pikler Krippe Sternenwiege e.V.

1.1 Geschichtliches

1.2 Unsere Öffnungszeiten und die Gruppengröße

1.3 Unsere Räumlichkeiten

2. Grundlagen unserer Pädagogik

2.1 Der Rhythmus

2.1.1 Christliche Grundhaltung und Feste

2.1.2 Unser Tagesablauf

2.2 Vorbild und Nachahmung

2.3 Sinnespflege

2.4 Pädagogische Arbeit nach Emmi Pikler

2.5 Spracherwerb und Sprachförderung

3. Beziehungsaufbau und Eingewöhnung

4. Zusammenarbeit mit den Eltern

4.1 Elterngespräche

4.2 Elternabende

4.3 Elternmitarbeit

5. Partizipation

6. Beschwerdemanagement

7. Trägerschaft

7.1 Kosten

1.  Die Waldorf – Pikler Krippe Sternenwiege e.V.

1.1 Geschichtliches

Unsere Einrichtung, die Waldorf – Piklerkrippe „Sternenwiege e.V.“, wurde 2006 als eigenständige, sich selbstverwaltende Krippe gegründet. Sie befindet sich im Hermine- Kölschtzky-Haus auf dem Gelände der ehemaligen Bahlsen-Keksfabrik in Oldenburg- Osternburg.

Hermine Kölschtzky stiftete ihr Vermögen, um neue Wohnformen für generationsübergreifendes Wohnen zu ermöglichen. Mit Hilfe des Vereins „Lebenskreise e.V.“ wurde dieses Konzept entwickelt und unsere Krippe hat hier ihren Platz gefunden.

Auf dem Gelände befinden sich ebenfalls der Heilpädagogische Schulzweig der Freien Waldorfschule, eine gemeinsam genutzte Sporthalle, die Werkstätten der Menschen mit Behinderungen und das Wohnheim des „Baumhauses“, das Café „Herz“ und ein Gemeindezentrum der Freien Christengemeinschaft.

Wir verstehen uns als Teil der gesamten Gemeinschaft und in diesem Sinne legen wir auch sehr viel Wert auf Kontakte zwischen uns und den Bewohnern des Hermine-Kölschtzky-Hauses, sowie zu allen anderen Einrichtungen auf dem Gelände.

1.2 Unsere Öffnungszeiten und die Gruppengröße

In der „Sternenwiege“ werden Montags bis Freitags, in der Zeit von 7.30 Uhr bis 15.00 Uhr, insgesamt 15 Kinder im Alter von ca. ein bis drei Jahren betreut.

Es besteht auch die zusätzliche Möglichkeit, die Kinder schon nach dem Mittagessen abzuholen. Dies wäre dann gegen 12.15 Uhr.

Unsere Schließzeiten orientieren sich an den Ferienzeiten des Bundeslandes Niedersachsens.

Wir arbeiten nach dem „Bezugserziehermodell“, d.h., das Wickeln, Essen und zum Schlafen begleiten, findet in kleinen Gruppen von fünf Kindern mit ihrer Bezugserzieher/ in statt.

1.3 Unsere Räumlichkeiten

In der Waldorfpädagogik wird den Räumlichkeiten eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Sie werden auch die pädagogischen Helfer genannt.

Durch unsere farblich aufeinander abgestimmte Wand- und Innengestaltung mit viel Holz und Naturmaterialien, im Sinne der Waldorfpädagogik, wirken wir direkt auf die kindliche Seele ein.

Die Wände sind zartrosa lasiert und die Räume bekommen dadurch eine beruhigende, gemütliche Atmosphäre, in welcher sich die Kinder wohl und behaglich fühlen können.

Unser Spielraum ist großzügig gestaltet. Es gibt Häuschen aus Holz und zart rosafarbenem Stoff, in denen die Kinder erlebte Alltagssituationen nachspielen oder sich ausruhen können. Hierfür können die Kinder auch unsere Kinderküche und die Sitzbänke verwenden. Wir bieten den Kindern zudem verschiedene Geräte zum Erproben ihrer Bewegungen. Wir verwenden hierfür Hengstenberg-Geräte, wie zum Beispiel das Pikler-Dreieck mit Rutsche, Leiter oder Wippe

In einer separaten Bauecke können die Kinder mit verschieden großen Bausteinen aus Holz und Kork, einer Holzeisenbahn, Holztieren und vielem mehr ihre eigenen Landschaften schaffen.

Nach der Freispielzeit findet hier ebenfalls unser Morgenkreis satt.

Der an den Spielraum grenzende Schlafraum ist mit Betten und zart rosafarbenen Himmeln ausgestattet, die den Kindern ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit geben. Hier schlafen unsere jüngeren Kinder. Für die älteren Kinder stellen wir bewegliche Betten nach der Mittagszeit im abgedunkelten, aufgeräumten Spielraum auf. Jedes Kind bekommt seinen eigenen ruhigen Bereich, indem wir Spielständer mit Tüchern als Abgrenzung aufstellen.

An den Schlafraum grenzt unser Pflegebereich mit dem Wickeltisch und einer kleinen Badewanne. In einem separaten Raum mit Glastür befinden sich Waschbecken und Toiletten in verschiedenen Höhen. Den Wickeltisch können die Kinder im Beisein der Erzieher*innen über eine Leiter selbst „erklimmen“ und wieder verlassen.

In dem Raum nebenan können Kinder, die schon auf die Toilette gehen, dies in Ruhe tun und wir sind durch die Glastür mit ihnen in Kontakt, so dass wir sie stets unterstützen können. In diesem Raum waschen wir mehrmals am Tag gemeinsam mit den Kindern die Hände.

In der Küche bereiten wir morgens das Frühstück vor und zur Mittagszeit verteilt unsere Küchenhilfe das angelieferte, biologische, vegetarische Essen, wobei auch ab und zu Fisch gegessen wird.

In unserer Garderobe hat jedes Kind sein eigenes Fach und seinen Kleiderhaken, welches mit einem bestimmten Symbol gekennzeichnet ist. Dieses Symbol finden die Kinder auf ihrem Hocker beim Essen ebenfalls wieder.

Unser Außengelände befindet sich in einem Bereich des Innenhofes des Hermine-Kölschtzky-Hauses. Hier haben die Kinder viele Möglichkeiten sich zu bewegen und verschiedene Untergründe und Ebenen kennenzulernen. Wir haben einen Bereich mit Holzbohlen, zwei Sandkisten, eine Rasenfläche, ein Holzhäuschen und einen kleinen Berg, den man erklimmen kann. Zusätzlich können die Kinder jeden Tag verschiedene Behältnisse, wie Eimer, Becher und Schüsseln, sowie Schaufeln und Löffel benutzen oder an einem Tag in der Woche mit Fahrzeugen fahren.

In der Freispielphase draußen ergeben sich häufig Kontakte zu den älteren Hausbewohner*innen, die gerne das Gespräch mit uns suchen oder den Kindern während ihrer Gartenarbeit beim Spielen zuschauen.

Die Kinder haben auch täglich die Möglichkeit mit uns die Hühner des Hauses anzusehen, deren Gehege sich ebenfalls im Innenhof befindet. Hier haben die Kinder auch die Möglichkeit das Wachsen von Gemüse, Blumen etc. in den dort angelegten Hochbeete zu beobachten und zu erleben.

2. Grundlagen unserer Pädagogik

„Aus dem Licht sind wir geboren,

aus den weiten Himmelshöhen

Kommen hernieder auf die Erde,

um auf ihr recht fest zu stehen.“

Wir arbeiten in der Kinderkrippe Sternenwiege auf der Grundlage der Waldorfpädagogik, sowie nach den Erkenntnissen der ungarischen Ärztin Emmi Pikler.

Unser Leitbild ist, das  Kind in achtsamer Weise aufzunehmen, es in seinem körperlichen, seelischen und geistigen Wesen zu erkennen, es anzunehmen, zu schützen, pflegen und begleiten, sowie ihm einen Raum zu geben, der durch ein liebevolles Vorbild von uns geprägt ist. In der Waldorfpädagogik gibt es drei Säulen, die in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes eine grundlegende und prägende Rolle spielen. Das sind Rhythmus, Vorbild und Nachahmung und die Sinnespflege.

2.1. Der Rhythmus

Jedes Leben ist einem Rhythmus unterlegen. Dem Atemrhythmus, dem Herzrhythmus, dem Schlafen und Wachen, dem Tages- Wochen- Monats- und Jahreslauf usw. Diese Rhythmen bestimmen unser Leben, geben ihm Halt, Struktur und dadurch Sicherheit.

Diesen haltgebenden Rhythmus nutzen wir in der Waldorfpädagogik.  Bei uns finden die Kinder einen immer wiederkehrend gleichen Tagesablauf, dem sie sich anvertrauen können, mit der Sicherheit, dass sie die Abläufe schon kennen und durch diese Verlässlichkeit sind sie dadurch frei für ihr Spiel und können sich beruhigt in den Tag begeben.

Durch rhythmisch wiederkehrende und transparente Zusammenhänge bekommt das Leben Sinn und wird für das Kind erlebbar und handhabbar, ganz im Sinne der Salutogenese. Salutogenese bedeutet, „Herkunft der Gesundheit“. Die moderne Forschung auf diesem Gebiet gibt an, dass Gesundheit nur in geringem Maße durch biologische Faktoren bedingt ist, sondern in erheblichem Maße von geistig- seelischen Bedingungen abhängt.  Das Kind braucht in seiner Entwicklung das Erleben von innerer Verbundenheit mit der Welt, das Erleben von Durchschaubarkeit der Erlebnisse und deren Sinnhaftigkeit. Es spürt ebenso, dass wir als Erwachsene unser Leben sicher und klar gestalten können und nimmt dies als Grundhaltung in sich auf.  Wir begegnen dem Kind mit Offenheit, Freude und einer positiven Lebenshaltung. Das Kind lernt dadurch Liebe, Achtung, Vertrauen und Aufrichtigkeit kennen.

In unserem Tagesablauf gibt es einen Morgenkreis vor dem Frühstück, bei dem vier Wochen, je nach Jahreszeit,  jeden Tag die gleichen Lieder und Fingerspiele gespielt werden. So erleben die Kinder unbewusst den rhythmischen  Wechsel der Jahreszeiten.

Der Morgenkreis gehört zu den wichtigsten pädagogischen Ritualen in der Krippe. Die Kinder haben dort die Möglichkeit sich als Gruppe wahrzunehmen, jedes einzelne Kind als Individuum unter vielen Anderen. Es entwickelt sich der Beginn eines Gruppengefühls, das Eingebunden sein in eine Gruppe, ein Wir-Gefühl.

2.1.1   Christliche Grundhaltung und Feste

Ohne an Konfessionen gebunden zu sein, machen wir das Christliche in unserem Tages-, Monats- und Jahreslauf für die Kinder erlebbar.

Wir feiern die jährlich wiederkehrenden christlichen Jahresfeste in einer dem Alter der Krippenkinder angemessenen Form. Dazu zählen Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, das Erntedankfest, Sankt Martin und die Adventszeit.

Wir feiern sowohl zusammen mit den Eltern und auch mit den Kindern allein eingbettet während des Tagesablaufs.  An den Festtagen gibt es immer ein besonderes Frühstück,  z.B. einen kleinen Kuchen, ein besonderes Brot oder ähnliches. Im Morgenkreis singen wir, abgestimmt auf den feierlichen Anlass, die jahreszeitlichen Lieder. Dies ergibt einen wiederkehrenden Grundrhythmus für unsere Arbeit während des Jahreskreislaufs. So durchzieht jeden Tag und jedes Jahr eine religiöse Stimmung, die den Kindern Schutz, Vertrauen und Freude geben kann.

Vor jeder Mahlzeit sprechen wir gemeinsam ein Dankgebet und beginnen danach mit dem Essen.

2.1.2 Unser Tagesablauf

Morgens um 7.30 Uhr beginnt unser Krippentag mit dem Frühdienst.

Die Kinder sollten möglichst bis 8.30 Uhr gebracht werden, damit die Gruppe gemeinsam die Spielzeit beginnen kann.

Diese dauert bis ca. 9.15 Uhr und wird durch das gemeinsame Aufräumen beendet. Wir Erzieher*innen beginnen mit dem Aufräumen und durch unser Vorbild helfen die Kinder fleißig mit.

Ist alles wieder aufgeräumt und an seinem Platz, treffen wir uns in unserer Bauecke zum Morgenkreis, bei dem zum Anfang jeden Morgen der gleiche Spruch gesprochen, dasselbe Lied gesungen und eine Kerze angezündet wird. Dann folgen der Jahreszeit entsprechend Lieder und Handgestenspiele. Die Kinder freuen sich am Abschluss des Kreises schon immer sehr darauf die Kerze auspusten zu dürfen. Täglich ist ein anderes Kind an der Reihe.

Jetzt ist es ungefähr 9.45 Uhr und wir gehen mit den Kindern zu unseren Frühstücksplätzen.

Jedes Kind ist Teil einer kleinen Gruppe von fünf Kindern, die mit „ihrem/ ihrer“ Erzieher*in frühstückt und später auch Mittag isst. Das Frühstück und auch das Mittagessen sind sehr wichtige Aspekte unsere pädagogische Arbeit, da die Kinder noch mit allen Sinnen genießen und wir mit ihnen in ihrer kleinen Fünfergruppe mit Zeit, in Ruhe und Freude das Genießen des Essen erleben können. Kleine Gespräche können dann ebenfalls schon entstehen. Die Kinder bekommen dadurch eine festere Bindung untereinander und zu uns Erwachsenen.

Nach dem Frühstück, welches auch schon mal eine gute halbe Stunde dauern kann, werden manche Kinder nach Bedarf schon einmal gewickelt.

Dann folgt die Anziehzeit im Flur und danach die Spielzeit im Garten. Wir gehen mit den Kindern grundsätzlich bei jedem Wetter nach draußen, um so die Vielfalt des Wetters zu erleben, so dass dies auch zu einem festen Ritual wird.

Im Garten wird gebuddelt, auf den „Berg“ geklettert, gematscht, an manchen Tagen mit dem Bobbycar, dem Roller oder dem Pucki gefahren, nach den Hühnern der Nachbarn und nach den Beeten gesehen, das Wachsen von Blumen genau beobachtet usw.

Wenn es dann Zeit ist, so gegen 11.30 Uhr, gehen wir mit den Kindern wieder hinein und es beginnt die Wickel- und Toilettenzeit.

In aller Ruhe nimmt sich jede/r Erzieher*in Zeit für die Kinder, um mit ihnen die Hände zu waschen, sie zu wickeln oder zur Toilette ( je nach Alter ) zu begleiten. Danach gehen die Kinder zu ihrem Tisch und dort wird nach dem Essensspruch oder Dankgebet das Mittagessen gegessen.

Jede Gruppe hat dabei ihr eigenes Tempo und dementsprechend werden die Kinder nach dem Essen umgezogen für die Mittagsschlafenszeit. Jetzt, so gegen 12.15 Uhr, ist ebenfalls eine gute Zeit, die Kinder, die nicht in der Krippe schlafen, abzuholen.

Jedes Kind hat zum Schlafen sein eigenes Bett und seine eigene Decke, sein Kuscheltier und evtl. seine Schnuller von Zuhause dabei. Wir sprechen jeden Tag dasselbe Gebet und singen dasselbe Lied zum Einschlafen

Manche Kinder benötigen noch eine Hand zum Festhalten, manche Kinder wollen lieber alleine einschlafen und wissen uns in ihrer Nähe. Die Schlafenszeit dauert individuell bis ungefähr 14.00 Uhr und danach beginnt die Abholzeit.

Unser Krippentag geht nun zu Ende und die Kinder wissen, morgen wird der Tag fast genauso werden wie heute. Das gibt ihnen das Gefühl eingebunden und sicher in der Gruppe zu sein.

2.2. Vorbild und Nachahmung

Im ersten Jahrsiebt lernt das Kind durch die Nachahmung. Es ahmt nach, was es sieht und in seiner Umgebung erlebt. Dadurch wächst es in seine Umwelt hinein.

Das kleine Kind ist fortwährend in einer enormen Wandlung. Nach Rudolf Steiner arbeitet das Kind im Sinne höchster Weisheit an sich selbst und an dem sich selbst erziehenden, begleitenden Erwachsenen. Dies ist auch unsere Grundhaltung; immer wieder selbstreflektierend an uns zu arbeiten, unsere pädagogische Arbeit zu hinterfragen, um den Kindern ein Vorbild sein zu können.

Wir müssen die Entwicklung der Kinder mit viel Einfühlungsvermögen und Achtsamkeit begleiten. Was ich mit Herz, mit Begeisterung tue, wird gerne nachgeahmt. So kann das Kind von uns lernen und unbewusst erfahren, wie das Leben gelingt. Es wird für die Kinder sinnvoll und handhabbar, wenn es sinnvolle und durchschaubare Erlebnisse erfährt. Wenn wir als Erwachsene sicher und standfest im Leben stehen, bieten wir den Kindern einen sicheren „Hafen“.

Das kleine Kind ist noch ganz seinen Sinnen hingegeben. Das Nachahmen ist eine Bewegung, ein Tun, welches unbewusst geschieht. Das Kind sieht was in seiner Umgebung geschieht und versucht sofort es mitzutun, es nachzuahmen. So geschieht dies beim Sprechen lernen, beim Gehen lernen und beim Denken lernen. Es ahmt nach, was es hört und sieht und verarbeitet das Erfahrene nachahmend im Spiel. Was das Kind leiblich (einverleiben) lernt, steht ihm später dann seelisch zur Verfügung.

Jedes Kind ist bewegungsfreudig und jeder Sinneseindruck wirkt auch auf die Motorik. Die Verbindung von Sinneserfahrung und Willenstätigkeit ist Nachahmung. Am deutlichsten davon sind der Aufrichtevorgang, das Laufen und Sprechen lernen.

Fragen für uns Erwachsene können immer wieder sein:

„Wie verrichte ich meine Arbeit, mit welcher Begeisterung, damit diese von den Kindern unbewusst aufgenommen werden können?“

„Kann ich noch über kleine Dinge staunen? Dies wirkt auf die Kinder zurück und lässt sie ebenfalls ihre Freude erleben.“

„Staunen heißt mit dem Herzen fühlen, einen Sinn dafür zu haben, dass es Dinge gibt, die es verdienen, beachtet und bestaunt zu werden. Staunen kann man nur, wenn man innehält und bereit ist, seine Gedanken zu öffnen. Innere Kräfte regen sich. Ein Sinn für etwas Höheres klingt an.“ (Christiane Kutik, S.158)

Im täglichen Miteinander erleben wir unseren Tag so, dass wir durch Rituale und Wiederholungen einfach die Dinge tun, die getan werden müssen, wie Aufräumen, zum Morgenkreis gehen, frühstücken, uns anziehen und so weiter, die keine weiteren Erklärungen brauchen. Sie sind jeden Tag gleich und müssen nicht immer wieder neu besprochen werden. Kinder werden durch unser Tun zum Mitmachen angeregt und helfen mit. Dadurch wird die Nachahmung zu einem pädagogischen Helfer, den wir uns gerne zunutze machen.

2.3. Sinnespflege

In den ersten Lebensjahren nimmt das Kind alle Eindrücke mit dem gesamten Körper auf.

Es ist in seiner Wahrnehmung ganz auf die inneren Körperfunktionen ausgerichtet, auf den Stoffwechsel, die Kreislaufprozesse und das Nervensystem. Rudolf Steiner nennt es Leibessinn.

Er unterscheidet in seiner Sinneslehre die unteren, mittleren und oberen Sinne. Er benennt insgesamt zwölf Sinne, die ein Mensch im Laufe seines Lebens entwickelt.

In den ersten sieben Jahren werden die unteren Sinne ausgebildet und darauf liegt auch der Schwerpunkt in der Krippenpädagogik. Diese sogenannten unteren Sinne sind der Tastsinn, der Gleichgewichtssinn, der Eigenbewegungssinn und der Lebenssinn.

Der Tastsinn ist der besonders Lebensnotwendige. Schon im Mutterleib „ertastet“ das Kind seine Begrenzung und seine Hülle. Es erfährt dadurch seine eigenen Grenzen und durch die Geburt wird dies noch einmal besonders erlebt. Die Enge im Geburtskanal stimuliert den Tastsinn der Haut und des gesamten Körpers.  Der Tastsinn ist der grundlegendste Sinn und erstreckt sich über die ganze Haut, dem größten Sinnesorgan. Das Kind erlebt so, durch jegliche Berührungsart, sich selbst und seine Umwelt.

Die meisten „Tastkörper“ (Nervenenden) befinden sich an den Händen und Füßen. Es ist also wichtig die Kinder so viel wie möglich mit den Händen und Füßen ertasten und befühlen zu lassen. Körperkontakt gibt den Kindern wiederum Sicherheit und Geborgenheit. Er ist unerlässlich in der Entwicklung von Kindern.

In der Krippe finden die Kinder hauptsächlich Naturmaterialien und freilassendes Spielmaterial, um die kindliche Phantasie und die Sinne anzusprechen. Die Kinder können alles ertasten, auch in den Mund nehmen und so ebenfalls ertasten. Der Mund ist, neben der Haut, den Händen und den Füßen, eines der größten Tastinstrumente des kleinen Kindes. Alles muss mit dem Mund erspürt werden. Deshalb haben die Mahlzeiten in der Krippenpädagogik einen so hohen Stellenwert. Dort wird dem Körper etwas zugeführt, dass dann verarbeitet werden muss, also unter anderem auch ein wichtiges Tastsinnerlebnis für das Kind.

Zu den Materialien in unserer Krippe zählen viele tastsinnpflegende Dinge, wie verschiedene Bürsten, Tannenzapfen, Holzklötze, Wolle, Seidentücher, Stöckchen, Muscheln etc., die gerne von den Kindern zum Spielen benutzt werden.

Das Händewaschen ist ebenfalls ein wunderbares Sinneserlebnis, mit einer wohlriechenden Seife und anschließendem Eincremen, bei Bedarf.

Das Barfußlaufen zählt bei uns zu einem wichtigen Tasterlebnis und wird, je nach Wetterlage und Jahreszeit, oft genutzt. Die Kinder spüren die verschiedenen Untergründe, wie Holz, Gras, Sand und Stein. Dies ist ein einfaches wie wertvolles Gefühl für den gesamten Körper.

Der nächste große Sinn im Leben eines Menschen ist der Lebenssinn. Er wird ebenfalls grundlegend in den ersten sieben Jahren eines Menschen angelegt. Wir arbeiten allerdings ein Leben lang an dem Sinn des Lebens.

Rudolf Steiner nennt den Lebenssinn auch den Wohlfühlsinn. Wie stehen wir im Leben, was ist uns wichtig usw., sind Fragen, die uns ein Leben lang begleiten.

Die Grundlagen für ein gutes Lebensgefühl werden schon sehr früh gelegt. Der prägende Satz für das erste Jahrsiebt lautet: „Die Welt ist gut!“ Dieses Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens geben wir den Kindern durch unser Vorbild, durch unsere Haltung und Einstellung zum Leben.

Kinder dürfen ihre Gefühle zeigen und wir Erzieher*innen sind für sie da und unterstützen sie, wenn sie Hilfe brauchen. Der Satz von Maria Montessori findet ebenfalls seinen Platz: „Hilf mir es selbst zu tun!“ Dies fördert die Selbstkompetenz der Kinder und gibt ihnen Selbstvertrauen. Sie spüren, dass wir Erwachsene sie ernst nehmen und sie aber auch im Blick haben und unterstützen, falls es nötig ist.

Der Lebenssinn, die Gefühle, gehen einher mit der Hörwahrnehmung. Diese ist noch nicht ganz ausgereift, das Kind nimmt aber über den Klang der Stimme, die Mimik und den Geruch vieles von der Atmosphäre um es herum gefühlsmäßig und seelisch wahr. Deshalb ist es wichtig echte Gefühle zu zeigen und zu zulassen.

Zur Förderung des Lebenssinns gehören auch die Pflege der Kinder und die Essenssituationen.  Bei der Pflege ergeben sich viele lebenssinnfördernde Situationen, wie das Händewaschen und Abtrocknen, eine frische Windel zu bekommen und das angenehme Wohlfühlen danach zu spüren und vieles mehr.

Genauso ist es bei der Essenssituation. Die Kinder essen mit allen Sinnen, auch manchmal mit den Händen. Dies lassen wir bis zu einem gewissen Maß zu, nur sollte der richtige Umgang mit dem Messer, der Gabel und dem Löffel dabei unser Hauptaugenmerk haben. Beim Essen schaffen wir in unseren Kleingruppen eine gemütliche, liebevolle und entspannte Situation, bei der das Essen Spaß macht und die Kinder sich wohlfühlen.

Es ist wichtig, dass Kinder genügend Zeit haben, um Ihren Körper zu begreifen und zu erleben. Sie müssen sich in ihm wohl- und sicher fühlen, dadurch entwickeln sie eine wichtige Basis für ihr gesamtes  Leben.

Der nächste Sinn des ersten Jahrsiebts ist der Eigenbewegungssinn.

Der Eigenbewegungssinn ist die Grundlage für die Nachahmung. Gerade in den ersten Jahren haben die Kinder einen enormen Bewegungsdrang. Alles ist in Bewegung, wenn die Kinder krabbeln, sich aufstellen und die ersten Schritte tun, z.B. werden die Hände zu kleinen Fäusten geballt, wenn sie sich anstrengen nicht umzufallen.

Die Sprachentwicklung und der Bewegungssinn stehen in engem Zusammenhang. Das erste und wichtigste Ziel in der Entwicklung eines Kindes ist es, die motorische „Herrschaft“/ Kontrolle über die körperlichen Bewegungsabläufe zu bekommen. Das geht vom ersten Heben des Kopfes bis zur vollständigen Aufrichtung. Erst dann werden die körperlichen Bedingungen für den Erwerb der Sprache frei. Der Atem kann ganz anders benutzt werden und auch die Stimme hat einen anderen Freiraum zu Entfaltung.

Die Art und Weise wie das Kind sich seinen aufrechten Gang erwirbt, ist sein individueller Entwicklungsweg. Die Fähigkeit zum immer präziseren Greifen mit den Händen und zum „Ergreifen“ der Gegenstände mit der Muskelsteuerung der Augen, verwandelt sich später in die Möglichkeit die Dinge innerlich genau zu erfassen, zu greifen und zu begreifen.

Körperliche Beweglichkeit fördert die Selbstsicherheit und das Selbstbewusstsein in sehr starkem Maße. Darauf bauen die folgenden Entwicklungsschritte auf. Eine feste Basis und ein fester Stand in der Welt geben Halt und Festigkeit im Leben. Mit zunehmender Beweglichkeit erlangt ein Kind Handlungsfähigkeit, Geschicklichkeit und Selbstständigkeit. Es kann sich in Prozesse einbringen und erlernt dadurch Teamfähigkeit, Empathie und Gestaltungsfähigkeit.

Hierbei ist es von großer Wichtigkeit, das Kind in seiner Bewegungsentwicklung so wenig wie möglich einzuschränken und es selbst tun zu lassen.

Ohne den Gleichgewichtssinn gäbe es allerdings keine Aufrichtung. Deshalb spielt dieser Sinn eine ebenso wichtige Rolle in der Entwicklung des Kindes wie die anderen Sinne.

Er steht im Zusammenhang mit dem inneren Gleichgewicht, dem Seelischen. Zur Pflege dieses Sinnes ist es ebenso wichtig, dem Kind genügend Anreize für Bewegung zu ermöglichen. Schaukeln, klettern, sich im Kreis drehen, Purzelbäume, auch mal kopfüber hängen, diese Erfahrungen stärken den Gleichgewichtssinn. Was hier körperlich geübt wird, verwandelt sich später zu der Fähigkeit, auch seelisch ins Gleichgewicht zu kommen.

Wir arbeiten in der Krippe unter anderem auch nach den Erfahrungen von Emmi Pikler, deren Fokus auf der Bewegungserziehung der Kinder liegt. Sie hat in ihrer Arbeit die Wichtigkeit der richtigen, basisbildenden Bewegungsentwicklung erkannt und umgesetzt.

2.4 Pädagogische Arbeit nach Emmi Pikler

Die Pikler Pädagogik wurde maßgeblich durch die Kinderärztin Dr. Emmi Pikler geprägt. Sie gründete 1946 ein Säuglingsheim in Budapest und setzte dort ihr Wissen und ihre Erfahrungen ein. Die Hauptaspekte ihrer Arbeit waren das freie Spiel, die freie, selbstständige Bewegungsentwicklung und die achtsame Pflege von Säuglingen.

Der wichtigste Grundgedanke der Pikler-Pädagogik zur Bewegungsentwicklung ist es, dass das Kind seinen Körper selbst ergreifen lernt und dafür die Zeit bekommt die es braucht. So soll es in seinem eigenen Tempo lernen und durch selbstständige Bewegungen neue motorische Fähigkeiten erwerben, selbst geschaffene Erfolgserlebnisse erleben und ein starkes Selbstbewusstsein ausbilden.

In unserer Krippe haben wir ein Grundvertrauen in jedes Kind und seine Kompetenz. Durch dieses Vertrauen wird das Vertrauen des Kindes in seine Umgebung heranwachsen und ihm Selbstsicherheit geben, zu forschen und frei zu spielen. Dies ist eine Grundlage für sämtliches Lernen.

In der Krippe haben wir vielseitige Möglichkeiten, um die Bewegung der Kinder zu fördern. Wir bieten ihnen die Möglichkeit mit vielfältigen Spielgeräten Bewegungen zu üben. Die Kinder können alle beweglichen Gegenstände zum Spielen nutzen, wie auch das Pikler-Dreieck, die Rutsche usw. Beim Wickeln bieten wir den Kindern die Möglichkeit den Wickeltisch über eine Leiter selbst zu erklimmen, falls sie dies möchten. Jedes Kind hat seinen eigenen Hocker, den es selbstständig in die Garderobe oder in die Küche bringen kann, je nachdem, wo wir ihn gerade brauchen.

Auch in unserem Garten gibt es viele Möglichkeiten verschiedene Bewegungen zu erproben und zu erlernen. Im Freispiel kann das Kind rutschen, graben, den Berg hinauf laufen, ein Fahrzeug fahren, sich etwas ausruhen, die Anderen beobachten und noch vieles mehr.

Die Kleinkinder benötigen, außer Spiel und Bewegung, noch sehr viel achtsame Pflege, beim Wickeln, Essen, zu Bett bringen usw. Pflegen heißt, dem Kind diese lebensnotwendige, liebevolle Zuwendung zu geben, es mit Respekt zu behandeln und auf Augenhöhe mit ihm zu sprechen (d.h., wir Erwachsene gehen oft in die Hocke oder setzen uns auf einen Hocker). Die Gefühle der Kinder werden von uns wahrgenommen und respektiert. Die innere Ruhe und Präsenz des Erwachsenen sind dabei sehr wichtig, um in echtem Kontakt mit den Kindern zu sein, um achtsam zu sein.

Kleinkinder können sehr gut erfühlen was die Sprache trägt; wie sich die Stimmung der Bezugsperson anfühlt.

Die Wickelsituation ist eine sehr intime Situation, die auf Vertrauen beruht, Vertrauen des Kindes zum Erwachsenen. Wir begleiten deshalb unser Tun immer mit einer liebevollen Sprache. Das Kind erfährt dadurch Verlässlichkeit, Vertrauen und Aufmerksamkeit.

„Achtsamkeit ist das Wunder,

das auf einen Schlag

unseren zerstreuten Geist

zurückrufen kann,

ihn wieder ein Ganzes werden lässt,

so dass wir jede kostbare Minute

unseres Lebens

wirklich leben.“

                                             (Thich Nhat Hanh)

2.5  Spracherwerb und Sprachförderung

Während des ersten Lebensjahres eines Kindes bahnt sich gleichzeitig mit dem Gehen lernen, der Erwerb der Sprache an. Ab etwa dem dritten Lebensmonat beginnt der Säugling mit dem ersten Lallen. Lallen unterscheidet sich von den Schreilauten der ersten Lebensmonate.

„ So sammelt der Säugling im Lallen lebendige Bausteine für seine künftigen Worte. Es tut dies in überquellender Fülle…“ ( Karl König „ Die ersten drei Jahre des kleinen Kindes“, 1987, S.64 )

Mit der Aufrichtung des kleinen Körpers, so um den ersten Geburtstag, beginnt zwischen dem Kind und der Welt ein „ Abstand“ zu entstehen. Es beginnt zu spüren, dass es mit dem Lallen, den ersten Worten, Regungen in ihm zum Ausdruck bringen kann. Und es bringt erste Dinge in Verbindung, z.B. brrrrm, brrrrm = Auto oder maa, maa = Mama kommt usw.

Dies ist dann das Alter, in dem das Kind, in der Regel, in der Krippe eingewöhnt wird.

Im zweiten Lebensjahr kommt es zu den ersten wirklichen Sprachäußerungen, den sogenannten Einwortsätzen. Ab diesem Zeitpunkt ( ca. 18. Lebensmonat ), gibt es noch einmal einen Wendepunkt. Das Kind versteht plötzlich, dass jedes Ding einen Namen hat. Der passive und aktive Wortschatz nimmt stetig zu ( die sogenannte Wortexplosion ).

In dieser Zeit, bis zum Ende des zweiten Lebensjahres, lebt das Kind in der Phase des Benennens, des Entdeckens der Bedeutungen. Nun werden auch Haupt- und Eigenschaftswörter entdeckt und allmählich auch Zeitwörter benutzt.

In unserer Krippe wird die Sprache alltagsintegriert gefördert. Eine wichtige Stellung nimmt hierbei der Morgenkreis ein. In Liedern, Reimen, Sprüchen und Handgestenspielen wird hier die Sprache intensiv erlebt und rhythmisch unterstützt. Durch das Benutzen der Hände und des Körpers durchdringen die Worte den gesamten Körper und können so mit allen Sinnen begriffen werden.

Die Sprache wird beim Singen in Silben gegliedert und kann so strukturiert aufgenommen werden.

Während des Tages bieten sich außerdem viele ritualisierte  Situationen, die u.a. durch Singen begleitet werden, z.B. beim Händewaschen, vor dem Essen, beim Ausziehen, beim ins Bett bringen, u.ä

Im Tagesablauf, besonders in der Freispielzeit, ergeben sich viele Möglichkeiten die Sprache zu benutzen. Die Kinder im zweiten Lebensjahr nehmen nun vermehrt Kontakt durch die Sprache auf. Ein kleines Rollenspiel kann beginnen. Hierbei tauschen sich die Kinder darüber aus was sie spielen. Sehr beliebt sind Fahrzeuge, wie Autos, Trecker, aber auch Tiere usw.

Töne und Geräusche werden nachgeahmt. Die jüngeren Kinder hören staunend zu und lernen durch die Nachahmung. Sie versuchen mit zu sprechen und die Töne nachzuahmen.

Wir bieten den Kindern Bilderbücher zum Betrachten und Sprechen an. Hierbei können die Kinder Situationen betrachten und vieles erkennen und wiedergeben. Es kann ein reges Gespräch, dem Alter entsprechend, entstehen.

Im Garten erleben die Kinder den Wechsel der Jahreszeiten, was wiederum zum Betrachten, Staunen und Erzählen einlädt. Im Sand werden kleine Burgen gebaut, Kuchen gebacken und selbstverständlich viel gesprochen.

Die Kinder gehen, je nach Alter, in kleinen Gruppen durch den Garten und unterhalten sich während ihres Spiels.

Die Sprache und ihre Förderung werden so in den Alltag integriert und dadurch selbstverständlich.

Falls die Kinder während ihrer Krippenzeit Sprach- und Sprechauffälligkeiten ausbilden oder entwickeln, sprechen wir als erstes mit den Eltern darüber und suchen gemeinsam nach Unterstützungsmöglichkeiten.

Im Alltag hat ein/e Erzieher*in außerdem zusätzliche Kapazitäten, sich stärker dem Kind zu widmen und es intensiver zu fördern, Dazu dienen auch regelmäßige Fortbildungen der Kollege*innen, welche entweder hier im Haus stattfinden oder aber von verschiedenen Anbietern besucht werden.

3. Beziehungsaufbau und Eingewöhnung

„Alles Erste bleibt ewig im Kind

die erste Farbe

die erste Musik

die erste Blume

malen den Urgrund des Lebens“

(Jean Paul 1763/ 1825 )

 

Kinder bauen mit ihrer Geburt eine primäre Bindung zu ihren ersten Bezugspersonen, in der Regel die Eltern, auf. Sie sind auf verlässliche Beziehungen angewiesen, in denen sie sich sicher und geborgen fühlen, um sich und ihre Welt zu erkunden.

Als verlässlich erleben Kinder solche Beziehungen, in denen die Bezugspersonen prompt auf ihre Signale reagieren, sich ihnen freundlich und fürsorglich zuwenden, ihre Bedürfnisse erkennen und sie entsprechend versorgen.

Dieses Urvertrauen ist lebenswichtig, um neue Situationen nicht als Bedrohung, sondern als positive und spannende Herausforderung zu bewerten.

Unser Schwerpunkt in der Arbeit mit den Kindern liegt auf der Beziehung, die wir zu ihnen aufbauen. Dabei helfen uns u.a. auch die achtsame Pflege und die Betreuung der Mahlzeiten in den kleinen Gruppen.

Als neue Bezugsperson nehmen wir Erzieher*innen während der Zeit in der Krippe eine wichtige Rolle im Leben des Kindes ein. Deshalb sorgen wir dafür, dass die Kinder sich sicher und vertrauensvoll an uns binden können. Je kleiner das Kind ist, umso mehr müssen wir erspüren, was das Kind uns „sagen“ will, durch Mimik, Gestik und Körpersprache, da es sprachlich dazu oft noch nicht in der Lage ist.

Eine dem Kind angemessene gute und stabile Eingewöhnungszeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Kinder gewöhnen sich langsam in den Krippenalltag ein, lernen uns und unseren Tagesablauf kennen und bekommen durch die täglichen Wiederholungen eine tragende und haltgebende Sicherheit. Dabei ist es wichtig, dass ihre Bezugserzieher*in verlässlich anwesend ist und einen feinfühligen Umgang mit „ihrem“ Kind pflegt.

Die Besonderheit der Bindungsbeziehung besteht in ihrer Langzeitwirkung, ist also bestimmend für die Entwicklung der Kinder und deren gesamtes Leben. Ergebnisse aus der neueren Hirnforschung stützen diese These.

Laut Gerald Hüther (Neurobiologe) wird das Gehirn in seiner Aufbau- und Arbeitsweise durch soziale Beziehungserfahrungen bestimmt, die das Kind bis zur Pubertät sammelt. Er führt dies darauf zurück, dass „soziale Erfahrungen deshalb so tief im Hirn verankert werden, weil sie mit der Aktivierung emotionaler Zentren in besonders früh angelegten, tiefer liegenden Hirnregionen einhergehen.“ (G. Hüther „Kinder brauchen Wurzeln“ 2012)

Die Eingewöhnungszeit startet bei uns mit einem Hausbesuch, bei dem ein erstes Kennenlernen stattfinden kann. Der*die Bezugserzieher*in besucht das Kind in seiner gewohnten Umgebung und kann so evtl. schon ein wenig Beziehung herstellen.

Am nächsten Tag beginnt dann die neue und spannende Krippenzeit und der*die Bezugserzieher*in fungiert dafür als „Türöffner*in“.

Wir haben uns für eine schrittweise Eingewöhnung entschieden und lehnen uns dabei an das sogenannte „Berliner Modell“, eine wissenschaftlich erarbeitete, kindgemäße Form der Eingewöhnung, an.

Da sich jedes Kind in seinem eigenen Tempo von den Eltern ablöst, kann es daher auch keine genauen Angaben für die Dauer der Eingewöhnung geben, aber erfahrungsgemäß dauert diese Phase in der Regel drei – sechs Wochen. Dann ist das Kind sicher bei uns angekommen.

Ausnahmen kann und wird es immer geben, aber dann stehen wir für Gespräche und Reflexionen jederzeit zur Verfügung.

Den genauen Ablauf der Eingewöhnung besprechen wir jeweils individuell auf dem Hausbesuch und weiterhin in Elterngesprächen vor Ort in der Krippe.

Wir empfehlen den Eltern allerdings die Eingewöhnung längerfristig zu planen, damit sie selbst nicht unter Druck geraten, denn auch für die Eltern stellt der Ablöseprozess eine emotionale Herausforderung dar.

4. Zusammenarbeit mit den Eltern

Heilsam ist nur,

wenn im Spiegel der Menschenseele,

Sich bildet die ganze Gemeinschaft.

Und in der Gemeinschaft lebet,

der Einzelseele Kraft.“ (Rudolf Steiner)

 

Die Zusammenarbeit mit den Eltern stellt einen wichtigen und elementaren Teil unserer pädagogischen Arbeit dar. Die kleinen Kinder benötigen noch eine intensive und liebevolle Betreuung durch uns Erwachsene in der Krippe oder Zuhause.

Hierbei ist selbstverständlich der respektvolle und achtsame Umgang miteinander für das gute Gelingen einer vertrauensvollen Beziehung unerlässlich.

Wir verstehen uns als familienergänzende Einrichtung, die davon lebt, dass wir mit den Eltern in engem Kontakt stehen. Dieser Kontakt ist wichtig, da gerade Krippenkinder sehr viele und schnelle Entwicklungsschritte innerhalb kürzester Zeit durchleben. Im Austausch darüber entstehen Bindungen, die zu einem gegenseitigen Vertrauen führen.

4.1. Elterngespräche

Wir bieten grundsätzlich regelmäßige, individuelle Termine für Entwicklungsgespräche an, in denen wir unsere Eindrücke vom Kind, aber auch die Entwicklung des Kindes in den Mittelpunkt stellen.

Diese Gespräche finden in der Regel zweimal im Jahr statt und werden von den Eltern, wie auch von uns Erzieher*innen immer wieder als sehr bereichernd empfunden. Sie stärken die Beziehung untereinander und fördern eine vertrauensvolle Beziehung, die auch vom Kind spürbar und erlebbar wird. Wir dokumentieren regelmäßig die Entwicklung der Kinder, als Grundlage für die Elterngespräche.

Zum Ende der Krippenzeit findet ein Abschlussgespräch statt, bei dem die gesamte Krippenzeit und Entwicklung des Kindes angeschaut wird. Daraus ergibt sich ein rundes Gesamtbild, mit dem das Kind in die nun folgende Kindergartenzeit starten kann.

Es gibt aber auch während des Tagesablaufs immer wieder die Gelegenheit ein Gespräch zu führen, um aktuelle  Fragen oder Probleme anzusprechen.

4.2. Elternabende

Ebenso wichtig wie die Elterngespräche sind die regelmäßig stattfindenden Elternabende, auf denen das Kollegium von der gegenwärtigen Gruppensituation berichtet oder Themen der Waldorf und Pikler Pädagogik bespricht und vertieft.

Für die Eltern ist dies auch eine gute Möglichkeit sich mit den anderen Eltern auszutauschen, Themen zu besprechen und neue Gedanken aufzunehmen und zu erfahren.

Da die Eltern selbst wenig vom Tag ihres Kindes in der Krippe miterleben, ist der Elternabend ebenfalls eine gute Gelegenheit, vieles von dem zu erfahren, was ihr Kind, gemeinsam mit den anderen Kindern, während des Vormittags erlebt.

Wenn es Themen gibt, die die Eltern gerne auf einem Elternabend gemeinsam mit den anderen Eltern besprechen möchten, wie zum Beispiel das Thema der Sauberkeitserziehung, des Schlafens oder des „Trotzens“ sind wir gerne bereit diese aufzugreifen.

Wir stellen auch immer unseren aktuellen Morgenkreis vor und singen gemeinsam mit den Eltern und spielen unsere Handgestenspiele. Dadurch können die Eltern die Lieder erkennen, aufgreifen oder sie aktiv mit den Kindern singen, wenn die Kinder sie Zuhause singen oder spielen. Unsere Elternabende finden bis zu vier Mal im Jahr statt.

4.3. Elternmitarbeit

Unsere Krippe lebt stark von der Mitarbeit der Elternschaft, da wir in freier Trägerschaft arbeiten.

Bei anstehenden Festen, Gartentagen, Renovierungen, kleinen Reparaturen, bei der Organisation des jährlich stattfinden Martinsmarktes der Waldorfschule, ist jede Unterstützung gern gesehen und wünschenswert.

In jedem neuen Krippenjahr findet auf dem ersten gemeinsamen Elternabend die Wahl der Elternvertreter statt. Sie werden immer für zwei Jahre gewählt und bestehen oft aus einem „alten“ und einem neuen Elternteil.  Die Elternvertreter sind ein Bindeglied zwischen den Eltern und uns Erzieher*innen. Sie sind auch bei evtl. Konflikten zwischen Eltern und Erzieher*innen oder zwischen Eltern eine Hilfe für beide Seiten.

Sie übernehmen die Koordination der Gartentage, welche zwei bis dreimal im Jahr stattfinden.

Alle drei Monate gibt es einen Putztag, bei dem die Dinge gesäubert werden, die seitens der Putzfirma nicht erfasst werden können. Die Planung übernehmen ebenfalls die Elternvertreter.

Außerdem freuen wir uns über kleine Blumensträuße für unseren Jahreszeitentisch. Dieser kann aus dem eigenen Garten sein oder am Wegesrand gepflückt werden. Alles was es zu finden gibt in der Natur, passend zur Jahreszeit, kann einen Platz bei uns bekommen.

Im Jahreslauf finden auch gemeinsame Feste mit Eltern, Erzieher*innen und Kindern statt. Sie sind oftmals eine große Bereicherung für alle. Zu diesen Festen gehören das Laternenfest im Herbst, das Apfellichterfest in der Adventszeit und das große Abschiedsfest im Sommer, bei dem die dreijährigen Kinder verabschiedet werden. Dieses findet alljährlich in den Osenbergen, in Sandkrug statt.

5.  Partizipation

Partizipation bedeutet, dass wir die Kinder mit ihren Bedürfnissen ernst nehmen und sie in einer, ihrem Alter entsprechenden Weise, mitgestalten lassen. Dies motiviert sie mitzureden, mitzugestalten und sich als ein Mitglied der sozialen Gemeinschaft zu erleben. Es lernt seine Bedürfnisse zu äußern und die Bedürfnisse des Anderen zu erkennen.

Dies ist in einer Krippe insoweit möglich, dass wir Erzieher*innen ihnen dies vorleben und mit einer positiven und lebensbejahenden Grundhaltung unseren Alltag mit den Kindern gestalten.

Ebenso nehmen wir bewusst Anteil an dem, womit die Kinder sich gerade beschäftigen. Wir hören ihren Fragen zu und beantworten diese und lassen ihnen Zeit und Raum für ihr Spiel.

 6. Beschwerdemanagement

Wir gehen offen und konstruktiv mit Beschwerden und Kritik um und versuchen eine Lösung der Probleme und Konflikte zum Wohle aller zu finden.

Eine direkte Klärung ist wünschenswert und wird als Erstes angestrebt.

Zusätzlich stehen die Elternvertreter als Ansprechpartner für beide Seiten  zur Verfügung.

Fachberater und Vertreter der Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V. können als Unterstützung bei Streitigkeiten oder bei Fragen ebenfalls hinzugezogen werden.

7. Trägerschaft

Die Kinderkrippe Sternenwiege ist ein eigenständiger Verein in freier Trägerschaft.

Die Adresse lautet:

Kinderkrippe Sternenwiege e.V.

Alteneschstraße 3

26135 Oldenburg

Tel.: 9507482

E-Mail: sternenwiege-oldenburg @t-online.de

Freie Trägerschaft bedeutet, dass die Eltern und Erzieher*innen Mitglieder sind und sich aus den Reihen der Eltern ein Vorstand bildet.

Der Vorstand regelt alle rechtlichen, personellen, finanziellen und öffentlichen Belange   der Krippe.

Die Mitglieder des Vorstandes werden alle zwei Jahre neu gewählt und bestehen aus drei Elternteilen, die sich, ähnlich wie bei den Elternvertretern, oft aus alten und neuen Eltern zusammensetzen.

Einmal jährlich findet eine Mitgliederversammlung statt, zu welcher der Vorstand alle Mitglieder einlädt.

Finanziert wird die Krippe durch die Stadt Oldenburg, das Land Niedersachsen und die Elternbeiträge, die je nach Einkommen berechnet werden.

7.1  Kosten

Die Kosten für einen Krippenplatz in der Sternenwiege sind zu zahlen für Kinder unter drei Jahren und werden gemäß den Vorgaben der Stadt Oldenburg in zwölf Stufen, nach dem Einkommen der Familien, gestaffelt. Für Kinder, die während ihrer Krippenzeit drei Jahre alt werden, entfällt der Krippenbeitrag.
Zu diesem Betrag kommt zusätzlich das Essensgeld für das Frühstück und das Mittagessen, welches sich momentan auf 75 Euro im Monat beläuft. Einkommensschwächere Familien haben die Möglichkeit über das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) der Stadt Oldenburg die OLCard für ihr Kind zu bekommen. Unser Verein lebt von seinen Mitgliedern und deren Beiträgen und Mithilfe. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn die Familien Mitglied in unserem Verein werden.